Der Weihnachtshase macht es möglich.
von Roberto Bianco

Wir hier im Norden haben dieser Tage eine Rationalisierung durchgeführt. Bei uns gibt es nur noch den Weihnachtshasen. Der amtiert praktisch das ganze Jahr. Nach der harten Weihnachtszeit kann er seinen roten Sametumhang und seinen Schlitten und die Renntiere bei der Leasingfirma wieder abgeben. Bei uns wird fast alles geleast. Sogar die Leasingfirma wurde geleast. Dann kann er einige Wochen Urlaub machen.

Nächstes Jahr wird er bereits im März den winterfesten geblümten Frühjahrsmantel anziehen müssen und die Ostereier in den Schnee legen. Bei uns werden die Eier angemalt, damit wir sie im Schnee besser sehen können.

Besonders praktisch sind die Neuerungen für die Schokoladenindustrie. Der Weihnachtsmann muss nicht mehr zum Osterhasen umgeschmolzen werden, wenn er nicht verkauft wurde. Ebenso muss der Osterhase nicht mehr zum Weihnachtsmann transferieren.

Einige Wochen später wird der Weihnachtshase geschlachtet, damit sein Geist gen Himmel fahren kann. Das nennt sich Pfingsten. Kurz dannach gibt es wieder eine Ausschreibung in den grossen Tageszeitungen. WEIHNACHTSHASE GESUCHT. Das muss so früh angeleiert werden, damit der Weihnachtshase bis Dezember mit allen Ritualen vertraut ist. Am 6. Dezember ist meistens seine Generalprobe. Dann kann er schon mal kleinere Teile in die Schuhe packen.

Glaubt Ihr wir finden für diesen offensichtlich befristeten Job niemanden? Bei fünf Millionen Arbeitslosen kein Problem.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das lustig finden kann.